Wirkliche Verbundenheit und Nähe in einer Beziehung fühlt sich zutiefst erfüllend an. Wer wünscht sich das nicht?
Einer der wichtigsten Bausteine dahin ist die Fähigkeit, über das zu sprechen, was in dir vorgeht. Das hat eigentlich immer auch mit Gefühlen zu können. Und doch ist genau das oft alles andere als leicht – besonders für uns Männer, die selten gelernt haben, wie man innere Regungen so ausdrückt, dass sie wirklich ankommen.
Hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass du gesagt hast, was in dir vorgeht - aber anstatt einer Klärung wurde der Konflikt noch stärker und die Distanz noch größer?
Mit dieser Erfahrung bist du nicht allein. Viele Menschen ziehen sich nach einem solchen Erlebnis zurück – aus Frust oder Angst vor weiteren solchen schmerzhaften Erlebnissen. Doch in diesem Rückzug beginnt der Konflikt ein Eigenleben im Kopf. Und dort wird keine Beziehung wieder heil.
Schauen wir uns einmal typische Gefühlssätze in einem Paarkonflikt an:
Wie wirken diese Sätze auf dich?
Wahrscheinlich nicht verbindend. Eher wie ein versteckter Angriff.
Die Frage ist: Warum? Und wie könnten solche Sätze klingen, damit echte Nähe daraus entsteht?
Verbindung entsteht nur, wenn ihr in den Dialog kommt. Die Gewaltfreie Kommunikation kann dir
dabei eine hilfreiche Orientierung bieten. Hier gebe ich dir einen ersten wichtigen Hinweis - und vielleicht magst du einen GFK-Kurs in deiner Gegend besuchen?
Viele Aussagen, die wie Gefühle klingen, sind in Wahrheit Gedanken, Interpretationen oder Vorwürfe, die als Gefühle verpackt werden.
In Konflikten versuchen wir – oft unbewusst – dadurch beim Partner etwas zu bewirken:
Diese innere Absicht spürt der andere sofort. Und sie löst instinktiv Abwehr aus, besonders wenn wir sie hinter sogenannten „Gefühlssätzen“ verstecken.
Immer wenn du einen Satz problemlos umformulieren kannst zu:
„Ich denke, …“,
dann handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um ein Gefühl, sondern um eine Bewertung.
Oder wenn der Satz den anderen automatisch zum Täter und dich selbst zum Opfer macht.
Schauen wir uns die Beispiele nochmal an:
Das Fatale bei diesen Sätzen ist das, was du nicht sagst: Was genau hat dich zu diesen Gedanken gebracht? Was genau macht das mit dir? Was erwartest du denn jetzt eigentlich vom Anderen?
Dieses Ungesagte wird dein Gegenüber mit eigenen Gedanken und Interpretationen füllen. Und in einem Konflikt wird er hinter diesen Sätzen versteckte Bewertungen hören, wie:
„Du bist respektlos, ignorant oder ausbeuterisch.“
Kein Wunder, dass dein er dicht macht und auf Abwehr geht!
Was wären denn jetzt die wirklichen Gefühle? Vielleicht fühlst du dich unwichtig und klein? Traurig und hilflos? Und genau hier beginnt Verbindung – wenn du dich traust, diese Ebene zu benennen.
(Bei vielen ist mangels Übung das Gefühls-Vokabular etwas schmal. Falls das auf dich zutriffst, habe ich dir unten drei Listen angehängt mit Gefülhsworten: Angenehme Gefühle, unangenehme Gefühle und solche, die du eher vermeiden solltest)
Der erste Schritt ist, deine Wahrnehmung, deine Gedanken und deine Gefühle bewusst voneinander zu trennen.
Zum Beispiel:
„Wenn ich mit dir rede und du dabei auf dein Smartphone schaust, denke ich, dass du mir nicht zuhörst. Und das frustriert mich total.“
Der andere versteht nun, warum du zu dieser Interpretation kommst – und was sie emotional mit dir macht. Er wird als Mensch nicht bewertet, sondern eine konkrete Handlung.
Damit öffnet sich eine Tür. Eine mögliche Antwort könnte dann lauten:
„Oh, das tut mir leid. Ich habe gerade eine Arbeitsnachricht bekommen. Aber weißt du was – ich lege das Handy weg, okay?“
Und plötzlich entsteht wieder mehr Nähe.
Versuch's doch mal!