Als bekanntestes Werkzeug bietet die GfK ihr 4-Schritte-Modell an, mit dem wir uns nicht nur klarer Ausdrücken, sondern auch so, dass der andere dein Gesagtes besser annehmen kann:
Sätze wie folgende leugnen meine Verantwortung und sind für mein Gegenüber schwere Kost, die meistens auf Ablehnung und Widerstand stoßen wird:
In den 4 Schritten ausgedrückt, klingt das so:
Vielleicht hast du das Sprachmuster der GFK nach der „reinen Lehre“ erkannt. Es ist in etwa so:
Ich sehe/höre <Beobachtung>. Ich bin <Gefühl>, weil ich <Bedürfnis> brauche und ich <Bitte>.
Diese Sätze klingen im Alltag eher ungewöhnlich und können auch auf Ablehnung stoßen, wenn mein Gegenüber sich dadurch "psychologisiert" fühlt.
Gleichwohl ist es super hilfreich, wenn du vor einem Gespräch mit den 4 Schritten dir Klarheit über deine Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitte bekommst. Danach wird das Gespräch ganz anders verlaufen.
Du kannst auch deinem Gegenüber sagen: "Hey, ich mache gerade eine Kurs in der Gewaltfreien Kommunikation und bin darin noch nicht so geübt. Deshalb klingen meine Sätze vielleicht etwas komisch für dich - aber dadurch kann ich mehr bei mir bleiben und besser zu einer Klärung unseres Konflikts beitragen. Ok?"
Nun gehe ich die einzelnen Schritte kurz mit dir durch:
Bewertungen sind nicht per se „gut“ oder „schlecht“. Wir bewerten Situationen andauernd anhand von unserem eigenen inneren Wertesystem. Wir gehen in der GFK jedoch davon aus, dass unser Gegenüber unter Umständen eine völlig andere Bewertung der Situation hat, da sein/ihr Wertesystem mit Sicherheit von unserem unterschiedlich sein wird.
Wenn wir Schilderungen von Situationen mit unseren eigenen Bewertungen garnieren, erzeugen wir beim Gegenüber Ablehnung. Deshalb trennen wir die Beobachtung sauber von der Bewertung.
„Du bist müde“ ist eine Bewertung (weil ich jetzt entscheide, dass Du müde bist). „Du hast Augenringe“ ist die Beobachtung.
„Ich sehe bei Dir Augenringe (Beobachtung). Daraus schließe ich, dass Du müde bist (Meine Bewertung)“.
„Aus Deinen Augenringen (Beobachtung), schließe ich, dass Du müde bist (Meine Bewertung)“.
Gefühle werden immer ausgelöst, wenn ein Bedürfnis bei uns „hungrig“ ist. Wir teilen diese Gefühle dem anderen mit. Sie geben ein Hinweis darauf, was in uns „brodelt“ und wie stark wir etwas brauchen.
„Aus Deinen Augenringen (Beobachtung), schließe ich, dass Du müde bist (Meine Bewertung). Ich bin enttäuscht,...“
Im dritten Schritt teile ich mein dem Gefühl zugrunde liegende nicht erfülltes Bedürfnis mit. Das ist die Verbindung zwischen mir und dem Anderen, auf Grundlage dessen wir Wege zur Erfüllung des Bedürfnisses finden können.
„Ich bin enttäuscht, weil ich Klarheit brauche. Und ich befürchte, dass Du Dich jetzt nicht so konzentrieren (auf unser Gespräch) kannst, wie ich es mir wünsche.“
Die Strategie ist verhandelbar. Es gibt unendlich viele davon. Beispielsweise: „Ich wünsche mir, dass wir das Gespräch auf Morgen vertagen. Ist das für dich ok?“.
Die Strategie ist verhandelbar. Der andere kann sich auch für einen Espresso und etwas frische Luft entscheiden, oder irgendetwas anderes vorschlagen. Er kann auch der Bewertung widersprechen, dass er müde sei („Ich habe immer Augenringe“).
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